17 Dez Ein Film, ein Autogramm und ein Groschen, der fällt.
Letzten Sommer machte mich eine Freundin auf den Film „Die stille Revolution“ von Bodo Janssen aufmerksam. Nachdem wir uns den Film in Bonn angeschaut hatten, kaufte ich mir sofort das Buch und habe es geradezu verschlungen. Dabei geht es um eine wahre Geschichte des Unternehmers Bodo Janssen, der viele seiner persönlichen Denkmuster und Verhaltensweisen durchbrochen und danach mit großem Erfolg einen nachhaltigen Kulturwandel in seinem Unternehmen erreicht hat.
Unter anderem lernte er in einem Kloster durch Anselm Grün sich selbst zu führen, ja er lernte sich selbst überhaupt erst kennen. Deshalb ist es ihm heute möglich, auch seine Mitarbeiter zum Erfolg zu führen. Für ihn ist Führung kein Privileg, sondern echte Dienstleistung und das mit Hingabe. Diese Hingabe für seine Mitarbeiter durfte ich wenige Wochen nach dem Film bei einem persönlichen Vortrag von Bodo Janssen im Düsseldorfer Wirtschaftsclub selbst erleben. In den zwei Stunden, in denen er zu knapp 100 Personen sprach – man hätte eine Stecknadel fallen hören können –, hat er jeden einzelnen Zuhörer mit seiner Haltung tief bewegt. Er hat mir so tief aus der Seele gesprochen, als er beschrieb, wie er Menschen für Arbeit wahrhaftig begeistert.
Natürlich hatte ich auch mein Buch für seine persönliche Signatur mitgenommen. Als der Vortrag vorbei war und meine Freundin mit mir zusammen sein Autogramm einholen wollte, kniff ich jedoch und sagte nur: „Ach Silvia, es ist mir doch nicht so wichtig, geh du zu ihm, ich brauche das nicht.“ Ich stand dann abseits und beobachtete Silvia, wie sie geduldig in der Schlange stand und freudig darauf wartete, an die Reihe zu kommen.
Ich konnte meine innere Ambivalenz spüren und plötzlich wurde mir klar, warum ich so rumeierte und auf einmal kein Autogramm mehr wollte: Ich erinnerte mich an meine aktive Zeit als Volleyballerin. Nach jedem Heimspiel kamen scharenweise Fans zu uns und baten um ein Autogramm. Irgendwann wurde es mir sehr lästig, die Autogramme zu geben, und dieses Gefühl holte mich dort beim Beobachten meiner freudig erregten Freundin wieder ein. Offensichtlich wollte ich auf keinen Fall einem so wunderbaren Menschen wie Bodo Janssen lästig sein. Und einen Moment später kam auch noch eine weitere Eingebung: Hätte ich damals als Spielerin den Wunsch nach einem Autogramm als Anerkennung annehmen können, wäre es mir auch nicht lästig gewesen, ein Autogramm zu geben. Stattdessen hätte ich es als Wertschätzung für meine Leistungen als Spitzensportlerin verstanden.
Nachdem diese Groschen gefallen waren, stellte ich mich ebenfalls geduldig und voller Vorfreude in die Reihe der Autogrammjäger. Als ich endlich dran war, erzählte ich Bodo Janssen meine eigene kleine Autogramm-Geschichte und wie ich sie damals erlebte. Ich drückte ihm meine tiefste Wertschätzung für sein bisheriges Lebenswerk aus und er antwortete mir ebenso offen, wie sehr ihn solche Bestätigungen nährten und ihn auf seinem Weg bestärkten.
Ich persönlich liebe solche Aha-Momente, wenn ich Menschen begegne und wirklich mit ihnen in Kontakt trete. In dem Augenblick, in dem ich bereit bin, über meinen Schatten zu springen und ein Stück von mir selbst zu geben, werde ich von meinem Gegenüber beschenkt. Ohne Ausnahme.